Leer – „Wir können unsere Klimaziele erreichen und früher als 2038 aus der Kohle aussteigen. Aber dafür brauchen wir viel mehr erneuerbare Energien. Vor allem Windenergie.“ Das war eine der Kernaussagen des SPD-Bundestagsabgeordneten Johann Saathoff (Pewsum) bei der Veranstaltung „So sieht unsere Energiezukunft aus“ in der Gaststätte des Sportvereins Frisia Loga. Der SPD-Ortsverein Loga-Logabirum hatte Saathoff als energiepolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion sowie die SPD-Bundestagskandidatin Anja Troff-Schaffarzyk und als Vertreter der kommunalen Seite den von der SPD unterstützten Bürgermeisterkandidaten Claus-Peter Horst dazu eingeladen.
Saathoff warb gemeinsam mit Troff-Schaffarzyk vor 30 Gästen – mehr ließen die Corona-Bestimmungen nicht zu – für einen Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit einer einfachen Rechnung: „Wenn wir den Verkehrs- und Wärmesektor umstellen, brauchen wir 2100 Terrawattstunden Strom im Jahr. Die erneuerbaren Energien leisten derzeit 300 Terrawattstunden. Das ist nicht schlecht. Aber angesichts des Strombedarfs viel zu wenig.“ Auf die Frage aus dem Publikum, ob das über Windenergie überhaupt zu decken sei, meinte er: „Ja. Wir müssen 5 Gigawatt Jahr für Jahr dazubauen. Das sind rund 1000 Anlagen pro Jahr. Zwei Prozent der Fläche in Deutschland sind dafür nötig. Ich meine das ist verkraftbar.“ Natürlich werde es Konflikte zwischen Artenschutz und Klimaschutz geben. Saathoff: „Die müssen wir austragen. Es geht um die Zukunft unserer Kinder.“
Windenergie sei nicht nur für das Klima und industriepolitisch sinnvoll, sondern lohne sich auch für die Kommunen: „Jedes neue Windrad bringt 30.000 Euro pro Jahr für den Haushalt. Kreisumlagefrei.“ Er rät den Städten und Gemeinden auch dazu, selber in die erneuerbaren Energien zu investieren. „Dadurch nehmen wir die Menschen mit, weil sie den Ertrag für ihre Kommune sehen“, so Saathoff. Dieser Punkt war ihm sehr wichtig. „Unsere Klimapolitik muss konsequent, aber auch sozial verträglich sein. Ohne Rückhalt in der Bevölkerung geht es nicht.“
Den Beitrag der Stadtwerke Leer zum Klimaschutz stellte Horst vor: das Projekt Faulturm, „das größte Klimaschutzprojekt der Stadt“. Durch den Faulturm werde der Klärschlamm verringert und Energie erzeugt. „Wir sparen Jahr für Jahr 727 Tonnen Kohlendioxyd. Das ist doch was“, so Horst. Für den Faulturm habe man eine GmbH gegründet, die weitere Klimaprojekte in Leer verwirklichen könne. „Aber wir brauchen mehr Tempo. Für das Faulturmprojekt haben wir von der Idee bis zur Inbetriebnahme zehn Jahre gebraucht. Das ist zu viel. Die Bürokratie hat uns fertig gemacht.“